Trotz der turbulenten wirtschaftlichen Lage im Jahr 2022 hat Valio es geschafft, seine Strategie konsequent umzusetzen und einen beeindruckenden Nettoumsatz von 2,236 Milliarden Euro zu erzielen. Diese Leistung ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass die Produktionskosten in der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie stark gestiegen sind und die Inflation auf einem historischen Hoch war. Valio konnte den an Genossenschaften gezahlten Milchpreis um 36 Prozent erhöhen, was zeigt, dass das Unternehmen auch in schwierigen Zeiten in der Lage ist, seinen Landwirten faire Preise zu zahlen.
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Umsatz steigt um 17,6% im Inland und 12,4% im Ausland durch Übernahme von Heinon Tukku
Der inländische Umsatz verzeichnete im Vergleich zum Vorjahr ein Wachstum von 17,6 %. Ein ähnlicher Trend war auch im Auslandsumsatz zu beobachten, wo ein Anstieg von 12,4 % zu verzeichnen war. Die Übernahme von Heinon Tukku im Sommer 2021 trug ebenfalls zum Wachstum bei, da das Unternehmen ab der zweiten Jahreshälfte in die Vergleichszahlen 2021 aufgenommen wurde.
Milchbauernhöfe vor großen Herausforderungen im vergangenen Jahr
Valio ist eine Organisation, die von rund 3.700 Milchbauern in Finnland gegründet wurde. Diese Milchbauern sind Eigentümer von Genossenschaften, die wiederum Eigentümer von Valio sind. Der Hauptzweck von Valio besteht darin, den Milchbauern durch die Genossenschaften eine bestmögliche Rendite zu zahlen und sie bei der Vermarktung ihrer Milchprodukte zu unterstützen.
Das Jahr war für Milchviehbetriebe äußerst schwierig, da die Preise für Düngemittel, Energie und Futtermittel mehrfach angestiegen sind. Die gestiegenen Produktionskosten auf den Betrieben haben zu Problemen bei der Verfügbarkeit einiger Produktionsinputs geführt. Hinzu kommt, dass auch Valio mit drastisch gestiegenen industriellen Betriebskosten zu kämpfen hatte, die auf höhere Energiepreise zurückzuführen sind.
Der Erfolg von Valio, einem Milchproduzenten, wird anhand von zwei Kennzahlen gemessen: der Milchmarge und der Milchrendite. Im Jahr 2022 betrug die Milchmarge 1.008 Mio. Euro, was im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um 146 Mio. Euro bedeutet. Der Milchertrag lag bei 52,5 Cent pro Liter, was ebenfalls eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr (43,7 c/l) darstellt. Die durchschnittliche Rohmilchpreiszahlung an die Genossenschaften betrug 52,1 Cent pro Liter, inklusive Nachzahlungen für das Jahr 2022.
Unter schwierigen Bedingungen war es Valio möglich, seine betriebliche Effizienz zu steigern und dabei auch Kosteneinsparungen zu erzielen. Diese Einsparungen wurden in die Produktpreise integriert und die günstigen Weltmarktpreise trugen ebenfalls dazu bei. Dadurch konnte Valio eine Rekord-Milchrendite erreichen und den an Genossenschaften gezahlten Milchpreis um rund 36 Prozent steigern. Trotz der schwierigen Lage liefen alle Produktionswerke reibungslos und die Lieferverpflichtungen gegenüber den Kunden wurden erfüllt. Valio hat damit in einer sehr anspruchsvollen Marktsituation eine bemerkenswerte Leistung erbracht.
Die Anzahl der Valio-Betriebe ist Ende 2022 auf rund 3.700 gesunken, was einen Rückgang von etwa 300 Betrieben gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Angesichts der Bedeutung der Milchwirtschaft für die heimische Lebensmittelproduktion ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Milchviehbetriebe in der Lage sind, ihre Vitalität zu erhalten und sich an verschiedene Herausforderungen anzupassen.
Valio-Milchviehbetriebe sollen langfristig eine gesicherte Zukunft haben und in Finnland Milch produzieren, die der finnischen Natur entspricht. Dies ist das erklärte Ziel von Hurme und seinem Team. Sie setzen sich dafür ein, dass die Produktion auch in Zukunft auf hohem Niveau bleibt und Finnland als wichtiger Akteur in der Milchwirtschaft erhalten bleibt.
Neue, innovative Produkte treiben den Erfolg von Valio voran
Valios Zielsetzung ist es, sich als Innovationsführer und Marktführer in der Milch- und Lebensmittelindustrie zu etablieren. Dabei setzt das Unternehmen einen besonderen Fokus auf den heimischen Markt und strebt eine stetige Weiterentwicklung seines Milchgeschäfts an. Darüber hinaus möchte Valio auch weltweit wachsen und bietet seinen Industriekunden Mehrwert durch innovative Inhaltsstoffe und Lösungen, insbesondere in Asien. Auch der Markt für pflanzliche Produkte wird von Valio als vielversprechend angesehen und soll international erschlossen werden.
In Finnland hat das Unternehmen Valio in den Bereichen Snackprodukte, Käse und pflanzliche Produkte einen starken Marktanteil erreicht. Sie haben ihr Sortiment erweitert und neue Produkte auf den Markt gebracht, darunter auch die beliebten Valio Herkku Joghurts und die Valio PROfeel® Snacks. Durch ihre innovativen Ideen und ihr Engagement für Qualität hat Valio es geschafft, sich in diesen Bereichen als führendes Unternehmen zu etablieren.
Valio hat kürzlich eine neue Produktlinie namens Oddlygood® vorgestellt, die sowohl Back- als auch Kochprodukte umfasst und auf innovative Weise den Alltag erleichtert. Die Gurt- und Barista-Produktreihen wurden um neue Geschmacksrichtungen erweitert und ein neues Angebot namens Oddlygood® Dreamy Desserts wurde auf den Markt gebracht. Diese Desserts sind vegan und bieten eine gesunde Alternative zu traditionellen Milchprodukten.
Valio verantwortlich für ein Viertel der Lebensmittelexporte Finnlands
Die internationalen Aktivitäten von Valio brachten dem Unternehmen im vergangenen Jahr einen Nettoumsatz von 832 Millionen Euro ein, wobei 553 Millionen Euro allein auf Exporte aus Finnland entfielen. Diese Exporte verteilen sich auf rund 50 Länder und machen damit etwa ein Viertel aller Lebensmittelexporte Finnlands aus. Valio hat sich somit als bedeutender Akteur auf dem globalen Markt etabliert.
Anfang 2022 verzeichneten internationale Industrieprodukte wie Magermilchpulver und Industriebutter einen erneuten Anstieg ihrer Weltmarktpreise, der im Frühjahr seinen Höhepunkt erreichte. Im Anschluss daran begannen die Preise jedoch wieder zu fallen. Die weltweite Nachfrage nach diesen Produkten wurde durch Unsicherheiten in der Weltwirtschaft, insbesondere in China, sowie durch die anhaltende Inflation geschwächt.
Inhaltstoffe mit besonderem Nutzen stehen bei dem Unternehmen hoch im Kurs, wie aus dem jüngsten Bericht hervorgeht. Die Verkaufszahlen des laktosefreien Valio Eila® sowie des Bio-Milchpulvers haben im vergangenen Quartal signifikant zugelegt. Es ist zu erwarten, dass sich der Trend in den kommenden Monaten fortsetzen wird.
In China konnte das Unternehmen ein erfreuliches Wachstum von 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Die Steigerung der in Euro ausgewiesenen Nettoumsätze war hauptsächlich auf gestiegene Marktpreise für Basisprodukte wie Magermilchpulver und Molkenpulver zurückzuführen. Das Unternehmen konnte somit erfolgreich von dieser Entwicklung profitieren und seine Marktposition in China stärken.
Strategien für den Eintritt in neue Geschäftsbereiche
Valio setzt auf kontinuierliche Geschäftsentwicklung und Prüfung neuer Möglichkeiten. Im Sommer 2021 wurde Heinon Tukku von Valio erworben und in Valio Aimo® umbenannt, um das Großhandelsgeschäft zu stärken. Mit der Lockerung der Covid-19-Pandemie im Sommer 2021 nahm auch das Essengehen in Restaurants zu. Diese Entwicklung könnte Valios neues Geschäftsfeld in der Großhandelsbranche unterstützen und zu weiterem Wachstum führen.
Mandatum Asset Management erwarb Anfang 2022 einen Minderheitsanteil an Oddlygood Global Oy, einem Unternehmen, das auf pflanzliche Lebensmittelprodukte spezialisiert ist. Diese Investition soll Oddlygood dabei helfen, die Internationalisierung zu beschleunigen und weiter zu wachsen. Das Unternehmen konnte bereits einen Anstieg des Nettoumsatzes um 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen und hat in Schweden, Finnland und den baltischen Staaten neue Rekorde für Marktanteile aufgestellt. Der Verkauf der Produkte hat in Polen begonnen, was auf eine vielversprechende Zukunft für das Unternehmen hinweist.
Das Joint Venture zwischen St1 Oy und Suomen Lantakaasu Ltd. wurde im Februar ins Leben gerufen, als Teil eines ambitionierten Klimaprogramms. Das Ziel des Joint Ventures besteht darin, den Einsatz von Biogas in Finnland zu fördern und den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Im Dezember erteilte das Ministerium für Wirtschaft und Beschäftigung die Genehmigung für den Bau eines Biogasanlagenkomplexes in Kiuruvesi, der dank einer Förderung in Höhe von 19,2 Millionen Euro aus Mitteln der Europäischen Union entstehen wird.
Im Zuge der strategischen Ausrichtung auf die wachsenden Märkte für Pflanzenproteine hat das finnische Unternehmen Valio im März die Marke Gold&Green sowie sämtliche geistigen Eigentums- und F&E-Aktivitäten von Gold&Green Foods von Paulig übernommen. Durch die Übernahme und die Einführung neuer Gold&Green-Produkte im Herbst konnte Valio seine Position als führender Anbieter von pflanzlichen Proteinprodukten auf dem Markt weiter stärken.
Das Unternehmen hat im Jahr 2022 ein neues Programm zur Leistungssteigerung gestartet, das bis 2025 läuft. Dabei liegt der Fokus auf der Einführung von kosteneffizienten Arbeitsweisen sowie der Reduktion von Zeitverschwendung. Das Programm zielt darauf ab, die Effizienz des Unternehmens zu steigern und somit langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Valio beendet Aktivitäten in Russland im April
Die operativen Einschränkungen, die sich aus dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar ergaben, zwangen Valio, das russische Geschäft vollständig aufzugeben. Infolgedessen wurde Ende April der Verkauf des russischen Geschäfts an die Velkom-Gruppe abgeschlossen. Der Verkauf umfasste das Schmelzkäsewerk in Ershovo sowie die Marke Viola®, die in Russland produziert und verkauft wurde. Valio beendete somit alle Aktivitäten in Russland.
Die Abhängigkeit von Russland als Markt für Valio war in den letzten Jahren rückläufig, da das Unternehmen seine Exporte auf etwa 50 Länder weltweit diversifiziert hat. Russland machte nur noch etwa fünf Prozent des Nettoumsatzes von Valio aus. Obwohl der Export nach Russland 2014 aufgrund von Sanktionen gestoppt wurde, konnte Valio dank seines breiten Marktzugangs den Umsatzrückgang ausgleichen.
Fortschritte im Klimaprogramm
Valio hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2035 den CO2-Fußabdruck von Milch auf null zu reduzieren. Dabei hat das Unternehmen bereits Fortschritte gemacht, indem es die Gesamtemissionen aus seinen Betrieben in Finnland zwischen 2019 und 2022 um 10 Prozent senken konnte. Valio geht dabei einen transparenten Weg und erfüllt das internationale GHG-Protokoll. Um sicherzustellen, dass die Emissionsberichte zuverlässig sind, werden diese von einem Dritten überprüft. Die Berichterstattung umfasst Scope 1-3, was bedeutet, dass sämtliche Emissionen aus dem eigenen Betrieb, dem zugekauften Strom und Wärme sowie aus der gesamten Wertschöpfungskette erfasst werden.
Valio hat in den Jahren 2019 bis 2022 erhebliche Fortschritte bei der Reduzierung seiner Emissionen erzielt. Die eigenen Betriebe des Unternehmens konnten ihre Emissionen um 42 Prozent senken, während die Emissionen aus dem gekauften Strom und Wärme um 34 Prozent reduziert wurden. Auch in der gesamten Wertschöpfungskette von Valio, inklusive der indirekten Emissionen, konnte eine Verringerung um insgesamt 8 Prozent erreicht werden. Besonders hervorzuheben sind dabei die Erfolge bei der Rohmilchbeschaffung und der Logistik, wo eine Reduktion der Emissionen um 9 bzw. 20 Prozent erreicht werden konnte.
Valio verfolgt das Ziel, die Treibhausgasemissionen von Milchviehbetrieben zu reduzieren und hat dazu den CARBO® Farm-Rechner entwickelt. Bisher haben bereits mehr als 1.900 Milchviehbetriebe ihren Rohmilch-CO2-Fußabdruck an das Unternehmen gemeldet, was etwa 60 Prozent des gesamten Milchkonsums von Valio ausmacht. Um die Klimaemissionen zu reduzieren, schult Valio Milchbauern in Methoden der Kohlenstofflandwirtschaft. Bis Ende 2022 sollen insgesamt 1.000 Betriebe geschult sein, was über 25 Prozent aller Valio-Betriebe entspricht.
Das Werk Lapinlahti von Valio hat im Jahr 2022 eine bahnbrechende Energieeffizienzinvestition abgeschlossen. Ein neuer Rauchgaskondensator wurde installiert, der es ermöglicht, Wärme aus dem Schornstein zurückzugewinnen. Die Implementierung dieser Technologie hat dazu geführt, dass der Energieverbrauch des Werks um mehr als 10 Prozent reduziert wurde. Dies ist ein bedeutender Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Energieeffizienz, der Valio als Vorreiter in der Branche auszeichnet.
Prognose für das Jahr 2023: Wie wird sich Valio entwickeln?
In Anbetracht des volatilen Betriebsumfelds und der unsicheren Prognosen für wichtige Faktoren wie Weltmarktpreise für Industrieprodukte, Verbrauchernachfrage und Kosten für Milchviehbetriebe sowie der Industrie, kämpfen Milchviehbetriebe weiterhin mit schwierigen Bedingungen. Die Instabilität in diesen Bereichen kann zu erheblichen Herausforderungen bei der Planung und Durchführung von Geschäftsstrategien führen, was für viele Betriebe eine echte Belastung darstellt.
Valio setzt weiterhin konsequent die Strategie um, die darauf abzielt, durch die Umsetzung strategischer Projekte in den kommenden Jahren neues Wachstum zu generieren, die operative Effizienz zu verbessern und die Rentabilität zu steigern. Dabei ist das oberste Ziel des Unternehmens, den Eigentümern, d.h. den Milchviehbetrieben, über die Genossenschaften die bestmögliche Rendite zu zahlen. Mit dieser klaren Ausrichtung setzt Valio Maßstäbe in der Milchindustrie und beweist, dass sich ökonomische Effizienz und soziale Verantwortung miteinander vereinbaren lassen.
Im Rahmen des Biogasanlagenprojekts von Suomen Lantakaasu Oy wird eine Ausschreibung für die Errichtung und Detailplanung des Anlagenkomplexes gestartet. Das erklärte Ziel besteht darin, dass die Anlage im Jahr 2026 in Betrieb genommen wird. Dabei sollen durch den Einsatz von Biomasse nachhaltige Energiequellen genutzt werden, um die Umweltbelastung zu reduzieren und eine wirtschaftliche und umweltfreundliche Energieerzeugung zu gewährleisten.
Die Milchindustrie in Finnland steht vor einer bedeutenden Reform, da Valio sein Nachhaltigkeitsprogramm für Milchviehbetriebe aktualisiert. Diese Reform wird es Bauernhöfen ermöglichen, durch eine nachhaltige Landwirtschaft und den Schutz der Biodiversität sowie den Einsatz von Weide- und Auslaufmöglichkeiten für ihre Kühe einen zusätzlichen Preis für ihre Milch zu erzielen. Da rund 80 Prozent der im Land produzierten Milch von Valio abgedeckt werden, wird die Reform voraussichtlich einen großen Einfluss auf die gesamte finnische Milchproduktion haben.