Knock Out Zertifikate bieten risikoaffinen Anlegern hohe Renditechancen, beinhalten jedoch auch das Risiko eines Totalverlusts.
Knock Out Zertifikate: Renditestarke Hebelpapiere mit hohem Risiko
Auf der Suche nach renditestarken Möglichkeiten der Geldanlage treffen Investoren seit ein paar Jahren vermehrt auf die sogenannten Knock Out Zertifikate. Dabei handelt es sich um Hebelpapiere, mit denen auf die Entwicklung verschiedener Basiswerte spekuliert wird.
Zu den Basiswerten der Knock Out Zertifikate gehören Aktien, Indizes aber auch Währungen oder Rohstoffe. Die Spekulation erfolgt mit hohen Hebeln und unter weitgehendem Ausschluss der Volatilität. Darin besteht ein wesentlicher Unterschied zu klassischen Optionsscheinen. Die Eliminierung der Volatilität muss jedoch bezahlt werden und zwar mit der Knock-Out-Schwelle, bei deren Erreichung die Zertifikate sofort verfallen.
Knock Out Zertifikat: Mit geringem Kapitaleinsatz hohe Renditen erzielen
Diese Art der Geldanlage ist für Investoren geeignet, die kurzfristige Spekulationen bevorzugen und möglichst hohe Renditen mit geringem Kapitaleinsatz erwirtschaften möchten. Das Prinzip dieser Hebelpapiere, die auch unter den Bezeichnungen Mini-Futures oder Turbos bekannt sind, ist einfach: Privatanleger sollen überproportional an den Veränderungen des Basiswerts, auf den spekuliert wird, beteiligt werden.
Der Anleger kann mit einem Terminkontrakt in Form eines Hebelpapiers, dem Knock Out Zertifikat, auf steigende oder fallende Kurse setzen. Gegenstand dieser Wette können neben Aktien aus dem DAX auch Rohstoffe, Indizes oder Währungen sein. Durch die Hebelwirkung kann mit einem geringeren Kapitaleinsatz als bei der Direktinvestition eine hohe Rendite erreicht werden.
Worin besteht der Unterschied zu Optionsscheinen?
Klassische Optionsscheine unterliegen noch anderen Einflussgrößen wie Restlaufzeit und Volatilität. Im Gegensatz dazu bewegt sich der Kurs eines Hebelpapiers fast genau linear zu dem des Basiswerts. Allerdings muss der Investor akzeptieren, dass beim Erreichen der Knock-Out-Schwelle während der regulären Handelszeiten das Zertifikat wertlos verfällt, was einen Totalverlust des eingesetzten Kapitals bedeutet. Bei Long-Hebelzertifikaten geschieht dies beim Unterschreiten und bei Short-Hebelzertifikaten beim Überschreiten der Knock-Out-Schwelle. Üblicherweise wird vom Emittenten noch ein Zehntel Cent ausgezahlt, damit der Verlust steuerlich geltend gemacht werden kann.
Für wen sind Hebelzertifikate geeignet?
In Hebelpapiere sollten Anleger nur dann investieren, wenn sie sehr spekulativ orientiert sind. Dabei ist nicht nur eine generelle Risikoaffinität gemeint, sondern auch die Fähigkeit, das Risiko realistisch einschätzen zu können und die Disziplin, den Kapitaleinsatz in vertretbaren Grenzen zu halten. Vertretbar ist der Kapitaleinsatz nur dann, wenn er so gering ist, dass der potentielle Totalverlust nicht die wirtschaftliche Existenz gefährdet.
Worin bestehen die Chancen eines Knock Out Zertifikats?
Der Vorteil von Hebelzertifikaten besteht in den außergewöhnlich hohen Renditechancen selbst bei geringem Kapitaleinsatz. Der Anleger kann mit diesen Wertpapieren die erwartete Änderung des Basiswerts hebeln, also vervielfachen. Es muss dem Investor jedoch bewusst sein, dass damit gleichzeitig immer ein sehr hohes Risiko verbunden ist. Somit sind diese Zertifikate nur für informierte Privatanleger, die regelmäßig die News über aktuelle Entwicklungen auf den Finanzmärkten verfolgen, zu empfehlen.
Wie funktionieren Knock Out Zertifikate?
Ein Hebelzertifikat funktioniert ähnlich wie ein Optionsschein, jedoch ist dabei kein Laufzeitende vorgesehen. Das Knock Out Zertifikat wird ohne eine begrenzte Laufzeit ausgegeben. Der Preis des Zertifikats wird durch die Differenz des aktuellen Kurses des entsprechenden Basiswerts zum Basispreis ermittelt. Das bedeutet im Vergleich zu den Optionsscheinen eine enorme Vereinfachung.
Bei den Optionsscheinen müssen wesentlich mehr Einflussfaktoren betrachtet werden, die sich auf die Entwicklung des Preises auswirken. Hier bestimmen besonders die Volatilität sowie die Restlaufzeit (also der Zeitwert) den Preis des Optionsscheins. Beabsichtigt ein Anleger das Knock Out Zertifikat längerfristig in seinem Portfolio zu halten, ist besondere Vorsicht bei Hebelpapieren ohne Laufzeitbegrenzung geboten. In diesem Fall verändern die Emittenten im Laufe der Zeit den Basispreis und passen diesen hinsichtlich der Finanzierungskosten und Dividenden an. Das bedeutet wiederum, dass sich die Höhe der Knock-Out-Barriere im Laufe der Zeit verändert.
Woraus ergibt sich der Hebel?
Die Hebelwirkung macht diese Zertifikate attraktiv. Je größer der Hebel ist, desto größer ist die Chance, hohe Gewinne zu erreichen aber gleichzeitig auch das Risiko, einen Totalverlust zu erleiden. Dieser Tatsache sollten sich Anleger jederzeit bewusst sein. Besonders in Zeiten, in denen mit starken Kursausschlägen zu rechnen ist, besteht ein hohes Risiko, dass die Knock-Out-Schwelle erreicht, über- oder unterschritten wird und die Zertifikate ihren Wert verlieren.
Damit Privatanleger das Risiko realistisch einschätzen können, ist es wichtig, die Hebelstärke zu kennen. Auf den Finanzportalen kann man sich darüber informieren, wie hoch die Hebel der einzelnen Papiere sind und alle News rund um das Thema Knock Out Zertifikate nachlesen. Es ist jedoch auch möglich, den Hebel selbst zu errechnen. Der Hebel gibt an, um welchen Faktor mehr das Hebelzertifikat steigt oder auch fällt, wenn der Basiswert sich um ein Prozent verändert.
Aus diesem Zusammenhang lässt sich folgende einfache Formel ableiten:
Hebel = Kurs des Basiswerts * Bezugsverhältnis/Kurs des Hebelzertifikats.
Ergibt diese Rechnung beispielsweise den Wert 20 für den Hebel, bedeutet dies, dass sich der Basiswert um den Faktor 20 verändert. Steigt der Kurs um zwei Prozent, so steigt der Wert des Hebelzertifikats entsprechend um 40 Prozent. Dies zeigt anschaulich die Dimensionen und erklärt die Attraktivität der Knock Out Zertifikate. Andererseits ist auch das Verlustrisiko wesentlich größer, denn fällt ein Kurs um zwei Prozent, verliert das Zertifikat entsprechend 40 Prozent an Wert.
Wodurch verändert sich der Hebel?
Im Verhältnis zum Einkaufswert ist der Hebel über den gesamten Anlagezeitraum konstant. Wird der Hebel jedoch im Verhältnis zum aktuellen Kurs errechnet, verändert er sich selbstverständlich kontinuierlich in Analogie zu den Kursschwankungen. Der Hebel sinkt, wenn die Position an Wert gewinnt und steigt, wenn die Position an Wert verliert. Je näher der Kurs des Basiswerts dem Basispreis kommt, desto mehr steigt der Hebel. Da der Basispreis die Knock-Out-Schwelle markiert, steigt das Risiko also ebenfalls immer stärker an.
Wie kann man sich gegen einen Totalverlust absichern?
Durch das Setzen einer Stopp Loss-Barriere kann man den Totalverlust nahezu ausschließen. Diese Barriere muss allerdings ungleich dem Basispreis sein, da ansonsten der Knock Out eintreten würde. Wird die Stopp Loss-Barriere erreicht, wird dem Investor die Differenz zwischen dem gesetzten Stopp Loss-Wert und dem Basispreis ausgezahlt. Ganz lässt sich der Totalverlust jedoch nicht ausschließen, denn bei starken Intraday-Kursschwankungen sowie Overnight-Gaps kann es passieren, dass auch diese Hebelzertifikate ausgeknockt werden. Es erfolgt dann eine Ausbuchung zu 0,001 Euro.
Knock Out Zertifikate: Die Vor- und Nachteile der Hebelzertifikate
Hebelpapiere werden seit einigen Jahren immer beliebter, denn es wird nach Möglichkeiten gesucht, in Zeiten mäßiger Kurssteigerungen trotzdem hohe Renditen zu erzielen oder sogar von fallenden Kursen zu profitieren. Deswegen lassen sich in bestimmten Marktkonstellationen mit Hebelzertifikaten Anlagestrategien besser umsetzen als mit Optionsscheinen. Dabei werden folgende Vorteile realisiert:
- das Verlustrisiko ist (anders als bei Futures) auf den Einsatz begrenzt
- keine Nachschusspflicht wie beim CFD- oder Future-Handel
- Totalverlust durch Stopp Loss-Schwelle vermeidbar
- transparente Kursbildung durch linearen Aufbau des Aufgelds
- Hebelberechnung für Investoren leicht nachvollziehbar
- hohe Hebel bei geringem Kapitaleinsatz
- Volatilitätseinfluss vernachlässigbar
- transparente Gestaltung der Auf- und Abgelder
- Zertifikate sind ohne Laufzeitbegrenzung erhältlich
Vor der Entscheidung für eines dieser Zertifikate sollte sich der Investor jedoch auch mit den damit verbundenen Nachteilen beschäftigen:
- sofortiger Verfall bei Berührung oder Durchbrechung der Barriere
- kein Comeback bei drehendem Markt
- keine Möglichkeit, von der Volatilität zu profitieren
- Markt für diese Zertifikate ist unstrukturiert, Konditionen unterschiedlich
- Marktgeschehen muss ständig beobachtet werden
- Bonität des Emittenten beeinflusst die Rückzahlung
Warum steigt die Beliebtheit der Hebelzertifikate?
Für viele Privatanleger erscheinen diese Zertifikate besonders transparent und verständlich. Die Wertentwicklung ist einfacher nachvollziehbar, als das bei Optionsscheinen der Fall ist. Selbst bei geringem Kapitaleinsatz können hohe Renditen erreicht werden. Jedes dieser Zertifikate besitzt eine Kennnummer und kann an der Frankfurter oder Stuttgarter Börse gehandelt werden.
Auch außerbörslich ist ein Handel über den jeweiligen Emittenten möglich. Besondere Vorsicht ist bei Währungszertifikaten geboten. Wer beispielsweise auf die Währungsschwankungen des Euro wetten möchte, muss bedenken, dass diese Hebelpapiere rund um die Uhr gehandelt werden und somit auch nachts, wenn die asiatischen Börsen geöffnet sind, ein Knock-Out erfolgen kann.
Sind Hebelzertifikate empfehlenswert?
Die Hebelpapiere bieten risikoaffinen Privatanlegern Chancen. Es kann auf viele Basiswerte sowohl auf der Short- als auf der Longseite spekuliert und damit eine Absicherung des Depots erreicht werden. Investoren partizipieren überproportional von den Entwicklungen an den Finanzmärkten. Allerdings sollte sofort ein Stopp Loss-Limit gesetzt werden, um einen Totalverlust zu vermeiden.
Es hängt von der persönlichen Risikobereitschaft ab, wie hoch der Hebel gewählt und welches Verlustrisiko akzeptiert wird. Mittlerweile ist das Angebot an Hebelzertifikaten in Deutschland sehr groß. Auf Börsenportalen, die über eine Vergleichsfunktion verfügen, können sich die Investoren über die Entwicklung des DAX und die verschiedenen Knock Out Zertifikate informieren.
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